Walliser Auswanderungen nach Südamerika
Matura-Arbeit von Melanie Ritz aus Grengiols
Migranten tragen Geschichte und Kultur in ein anderes Land. Als Immigranten bereichern sie ihre neue Heimat. So war es auch mit den Oberwalliser Auswanderern. In San Jeronimo Norte bauten sie eine Walliser Kolonie auf. Jahrzehntelang sprachen die Leute dort Walliser Dialekt. Ihre Nachkommen bedienten sich altertümlicher Ausdrücke, obwohl sie selber noch nie im Wallis waren. Die Oberwalliser vererbten aber nicht nur den urchigen Dialekt, sondern auch Musik, Tanz, Jodel und andere Gewohnheiten und Werthaltungen.
Verfasserin der Arbeit Melanie Ritz aus Grengiols (VS/CH)
Walliser Auswanderungen nach Südamerika
Verfasserin der Arbeit Melanie Ritz aus Grengiols (VS/CH)
Tausende Beweggründe tragen dazu bei, dass Menschen ihre Heimat verlassen: Armut, Abenteuerlust, Verfolgung, Liebe, Wissensdrang… Bei den Walliser Auswanderern waren hauptsächlich die folgenden Gründe ausschlaggebend: die prekären ökonomischen Verhältnisse, die drückende Armut nach Naturkatastrophen und die engen Platzverhältnisse in den Bergdörfern. Die meisten lebten damals unter sehr einfachen Bedingungen. Und ich denke, dass alles liegt gar nicht so weit zurück!
Damals wie heute preist Amerika sich als "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" an. Trotz der beschwerlichen Reise nahmen die Auswanderer diese Strapazen auf sich und hofften auf eine bessere Zukunft. Oftmals wurden sie von der neuen Heimat enttäuscht. Sie hatten auch dort mit Hunger zu kämpfen, vertrugen das Klima nicht oder waren von Krankheiten geplagt. Aber vielen erging es am anderen Weltteil besser und sie konnten dort ein neues Leben anfangen.
In meiner Arbeit widme ich mich auch Einzelschicksalen. Da damals von Grengiols so viele Menschen fortgezogen sind, war ich fasziniert davon, was ich über diese Menschen erfuhr. Ich war erstaunt, was unser Dorf diesbezüglich für Geschichten zu bieten hat. Dass zum Beispiel ein „Grängjier“ diese Auswanderungen dermassen lanciert und sogar eine Kolonie aufgebaut hatte, war mir gar nicht bewusst. Ich bekam Briefe in die Hände, die mich erstrahlen liessen. Dazu gehören Texte von Familienvätern, die Frau und Kinder in der Heimat grüssen wollen. Oft ist aber in ihren Zeilen das Heimweh klar spürbar. Die biographischen Darstellungen oder subjektiven Wahrnehmungen waren in diesen Quellen auch recht verschieden und bunt gemischt.
Ich bin der Meinung, dass Statistiken zwar die Herkunftsorte oder die Destinationen der Ausgewanderten zeigen. Dies gibt aber alles nur eine Vorstellung in Zahlen. Interessanter sind die individuellen Geschichten, die von ihren Sehnsüchten, Beweggründen, Ängsten, Hoffnungen usw. berichten. Vieles konnte ich anhand der Briefe und der persönlichen Gespräche mit Nachkommen in Erfahrung bringen.
Ich hoffe, dass es mir gelungen ist, einen nicht unwesentlichen Teil der Walliser Geschichte in meiner Matura-Arbeit darzustellen.
Melanie Ritz