Lalden
Die Rache
Mathias Schnydrig
Lalden
Mathias Schnydrig
Vor rund 60 Jahren lebte in Lalden ein Mann, namens Walther. Er war als erstes Kind geboren und war einziger Erbe, während seine drei jüngeren Brüder leer ausgingen. Da Walther so reichlich geerbt hatte, gehörtem ihm 2 Ställe, 40 Kühe, 2 Pferde und Weideland von ungefähr zehn Hektaren.
Die Leute im Dorf waren sehr arm und fast jeder Bauer war abhängig von Walther' s Landwirtschaft. So konnte Walther mit den Leuten unfairen Handel betreiben wie es ihm passte. Die Bauern mussten seine Angebote annehmen, weil sie keine andere Wahl hatten, um sonst über die Runden zu kommen. Er verpachtete ihnen ein Stück Weideland, wovon sie ihm 60% des Ertrags abgeben mussten, obwohl Walther für damalige Verhältnisse schon mehr als genug besass.
Im Sommer stellte er vier Hirte an, die für seine 40 Kühe sorgen sollten. Am Ende des Monats sprach er zu den jungen Hirten: „Ihr habt eure Arbeit schlecht gemacht, los verschwindet!“ Als einer der Hirten aber fragte, wo denn der Lohn wäre, schnauzte ihn Walther an und jagte ihn gewaltsam aus dem Stall. Niemand wollte sich diesem ungerechten Mann in den Weg stellen. Keiner hatte einfach den Mut dazu.
Walther handelte vor allem mit Vieh; er wollte Vieh gegen Weideland tauschen. Mit seinen Brüdern handelte er ebenso und auch sie blieben unverschont vor seinen unfairen Tauschen. Als ihm sein Bruder Josef eines Tages ein Kalb bringen musste, um der Vereinbarung gerecht zu werden, schaute Walther das Kalb an; er meinte zu wissen, dass dieses Kalb, das schlechteste sein musste, welches sein Bruder im Stall hatte. Er holte ein grosses Messer aus dem Stall und stiess es dem Kalb voller Wut in den Bauch. Sein Bruder fiel auf die Knie und fing an zu schreien. Es war ein trauriger Anblick. Sein Bruder rief: „Ich habe dir mein bestes Kalb gebracht und du tötest es! Was bist du nur für ein schrecklicher Mensch? Fahr zur Hölle! Ja, der Teufel soll dich holen!“ Daraufhin lachte Walther spöttisch und meinte zu seinem verzweifelten Bruder: „Ach du Armer, du wirst es im Leben nie zu etwas bringen. Dann soll mich doch der Teufel holen. Dann würde wenigstens einmal jemand auf dich hören.“
Am nächsten Morgen war ein Chaos im Dorf. Jedermann eilte mit einem Eimer voller Wasser umher, um den Stall von Walther zu löschen, der in Flammen steckte. Walther war darin eingeschlossen und zusammen mit seinen Kühen und Pferden sollte er dort verbrennen.
Noch heute erzählt man sich in unserem Dorf diese Sage. Man sagt, dass Josef die letzten Worte von seinem grauenvollen Bruder hören konnte, die hiessen, "das ist die Hölle"!
Mathias Schnydrig
Quelle:
- Eigenproduktion