KulturwegeIm und ums Dorf

Minschter

[Münster VS]

Das Dorf

Das Dorf Münster wird um 1221 das erste Mal unter dem  Namen Musterium erwähnt. Der später übliche Name Monasterium weist auf ein Kloster hin. Daneben hiess das Dorf auch «Comes» oder «Conches», was beides Talmul de bedeutet. Aus Monasterium wurde später «Minster» oder Münster und aus dem Namen «Conches» wurde Goms.

Die Siedlung

Münster liegt auf der Westflanke eines grossen Schuttfächers und zugleich am Ausgang des Münstigertals. Vor allem von Westen her bietet es sich mit seinen dunklen Gebäuden und der weissen Pfarrkirche als imposantes Haufendorf dar. Reich ausgestattete Sakralbauten und grosse stattliche Wohnhäuser prägen noch heute das Dorfbild. Ein besonderes Kleinod ist der spätgotische Flügelaltar in der Pfarrkirche. Nach dem Urteil vieler Kunstkenner soll er alle spätgotischen Altäre der Schweiz an Schönheit und künstlerischer Auffassung übertreffen. Er wurde vom Luzerner Holzschnitzer Jörg Keller geschaffen und im Jahre 1509 in Münster aufgestellt.

Der Dorfplatz

Der Dorfplatz in seiner heutigen Form entstand nach dem Unwetter von 1987. Er soll zum Verweilen einladen, Kulisse für Dorffeste und Darbietungen bilden und als Denkmal an das Unwetter erinnern. Für die Gestaltung des Platzes ging der Künstler Alfons Henzen als Sieger aus dem Wettbewerb hervor. Zentrales Motiv bildet ein Brunnen, behauen aus einem angeschwemmten Stein.

1.1 Schützenhaus

Erbaut von Hauptmann Johann Adrian von Riedmatten zwischen 1727 und 1731. Diente bis 1929 als Schiessstand und Versammlungslokal. An der Nordwand kleiner Anbau mit Schiessfenster. 1501 gab der Landrat der Walliser Bevölkerung den Anstoss, sich im «Musketenschiessen» zu üben. Dadurch entstanden schon sehr früh Schützenzünfte. Die ersten bekannten Statuten der «löblichen» Schützenzunft von Münster stammen aus dem Jahr 1724.

1.2 Speicherl / Spycher

Aus dem 17. Jahrhundert. Sehr gut erhaltener Speicher mit originalen Elementen. So zum Beispiel der Holztreppenaufgang, Türen und die Fensteröffnungen unter dem Dach. Ebenso bemerkenswert sind die Konsolen mit Rosskopf-Verzierung.

1.3 Heidenhaus

Eines der ältesten Wohnhäuser des Obergoms. Gebaut vor 1500, renoviert 1791 (Jahrzahl auf später eingezogenem Dielbaum). Hinten Heustall, der heute umgebaut, die Wohnfläche des Hauses vergrössert.

1.4 Römerhaus

Erbaut 1908. Um die Jahrhundertwende, 19. / 20. Jahrhundert, wurden im Dorf mehrere Häuser aus Stein gebaut. Baumeister waren Maurer aus Italien, welche die handwerklichen Kenntnisse besassen, solche Gebäude zu errichten. Durch den Bauherrn Ludwig Werlen, der mehrere Jahre in der Schweizer Garde in Rom diente, bekam das Haus den Namen «Römerhaus».

1.5 St. Margarethenkapelle

Am Ort einer älteren Kapelle wurde 1769 die heutige Kapelle errichtet. Inschrift am Chorbogen: «Diese Kapelle hat lassen aufbauen / Die löbliche Bürgerschaft Münster zue / Ehren der hl. Mariae des guten Rathes / und des hl. Johannis von Nepomuk absonderli / aber der hl. Jungfrau und Martyrin / Margueritha im Jahre 1769». Im Scheitel der Joche finden sich Malereien aus der Zeit des Kapellenbaus.

1.6. Wohnhaus und Metzgerei

Erbaut 1669/70 von Peter Imsand, Mächtigstes Gommer Haus des Dorfes. Der Vorschutz betont nicht nur die Stirnfassade, sondern ebenso die linke Traufseite, die als Schauseite gestaltet ist. Das Rundbogenportal war früher Zugang zur Querachse. 1974 stilgerecht renoviert. Das Haus verfügt über die grösste originale Fensterreihe im Goms. Giltsteinernes Hausschild vom Erbauer Peter Schmid «PIS» mit Wappen und Jahrzahl 1670 rechts vom Portal. Wegen seiner Grösse und seinen vielen Räumen nannte man das Haus schon damals «Vatikan», und dieser Name ist ihm bis heute geblieben.

1. 7 Stadel

1.8 Heustall

2.1 Backhaus

Erbaut 1929, nachdem das alte Backhaus mit der Mühle im Untergeschoss der Verbreiterung der Furkastrasse weichen musste. Bis in die 60er-Jahre wurde es als Gemeindebackhaus genutzt. Die Backwoche wurde mit einem Anschlag und durch Ausruf des Dorfweibels nach der Sonntagsmesse angezeigt. Die Hausfrauen setzten dann zu Hause im «Hebifass» den Sauerteig an. Das Heizen des Ofens und das Backen erfolgte nach einer traditionellen Reihenfolge, «im Cheer». War der Ofen warm genug, ging das Backen Tag und Nacht ohne Unterbrechung durch. Wer an der Reihe war, brachte im «Hebifass» die doch recht grosse Menge Teig ins Backhaus und leerte diese auf die «Laibbank». An diesem grossen Tisch konnten drei Familien in mehreren Arbeitsphasen den Teig verarbeiten und zu Brotlaiben formen. Schliesslich schob man diese (bis zu 90 Laibe) in den grossen Ofen, und sie wurden zum schmackhaften Walliser Roggenbrot gebacken. Heute dient das Backhaus in der Winter- und Sommersaison zum Schaubacken.

2.2 Wohnhaus Domherr Guntern

Baujahr 1536? Jahrzahl auf rechter Kellertüre. Erstes datiertes «Vorschutzhaus» des Obergoms. «VorschutzKonsolen» mit Stäben und Wappen. 1952 Totalrenovation und Entfernung des Mauerkamins. Im «Loibe»-Geschoss der rückseitigen «Stubjini» noch originale Fensteröffnungen zwischen intakten Würfelfriesen. Grosse stichbogige Nische gegen die Strasse hin, früher ein Tor oder Schaufenster zu einer Werkstätte? Links der Kellertüren Marmormedaillon mit dem Wappenzeichen von Domherr Guntern und der Jahrzahl 1660.

Die Geschichte dieses Hauses: In einem Vorgängerbau könnte Bischof Witschard Tavelli 1361 gefangen gehalten worden sein. Dieser hatte mit dem Grafen von Savoyen einen Friedensvertrag geschlossen. Graf Amadeus verlangte nun dafür von jeder «Gemeinde» 13'000 Goldflorinen. Da sich die Pfarrei Münster mit anderen zusammen sträubte, diesen Betrag zu zahlen, kam der Bischof mit grossem Gefolge ins Goms. Am 16. Oktober 1361 überfiel eine Gruppe von Bauern den Bischof in Ernen. Einige der Gefolgsleute fanden den Tod, er selber wurde verwundet und nach Münster verschleppt, wo er elf Wochen lang gefesselt in einem Keller eingesperrt war.

Er erlangte seine Freiheit erst wieder, als er auf die folgenden Bedingungen einging. Er musste: die geforderte Summe selber bezahlen, Straflosigkeit für alle Beteiligten zusichern, alle rückständigen Steuern und Abgaben erlassen und den Kirchenbann aufheben. Bis die obgenannten Bedingungen erfüllt waren, musste er drei Geiseln aus seinem nächsten Verwandtenkreis stellen.

Quelle:
  • Kulturweg Münster. Kulturlandschaft Münster-Geschinen; Postfach 41, CH-3985 Münster - Geschinen; eine PDF-Ausgabe des Kulturführers finden Sie hier.

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