Alphiirt
[Alphirt]
In diesem Kapitel berichtet Karl In-Albon in urtümlichem Walliserdeutsch (Eggerberg) über seine Arbeiten und Erlebnisse als Alphirt auf der Alpe Brischern (oberhalb Mund, VS, CH), zum leichteren Verständnis hat die Redaktion (Volmar Schmid) die Texte auf der rechten Seite ins Hochdeutsche übertragen. Die Schreibweise des Walliserdeutschen wurd nach den Vorgaben des Autors belassen (!).
Alpe Brischerru bei Mund (VS, CH)
Alpe Brischern Foto: Ueli Raz
Fotos Ueli Raz
Alphiirt
Alpe Brischerru bei Mund (VS, CH)
Verdingbüobi. olt Sumerhirtji in Briischeru - 3 Suummbra.
Eener: am anfang, als bis gegen Ende 1940.)
Fa dene drii Jaaru, wa’n ich bi ds Chüoni Raffisch um Briischerru bi Hirt gsii, weli Jaar, ischt niene gschribus, nimi numu eis Jaar derfa, wa mer am beschtu no im Hirni ischt giblibu!
Von den drei Jahren, in denen ich bei Kuonen Rafaelsch in Brischern Hirt war, welche Jahr weiss ich nicht mehr so genau, aber es muss so gegen Ende der 40ziger Jahr gewesen sein, nehme ich nur das Jahr heraus, das mir am besten im Gedächtnis geblieben ist.
SV, 15.1.12
Weitere Hüterbuberninnerungen finden Sie unter: http://alpwirtschaft.com/A5_Bewirtschaftung
Einleitung
1. D’Iileeitig:Briischerru isch in zwei giteilts, Grob gseitz, isch der Oschtu d'Munderro Giteilu- / Burgeralpa, (öü an Teil mit dum Mundersenntum), und der weschtlich Teil Eggerbäärgerro Giteilualpa, mit jezz höüptsächli durch Herrat, aber zum Teil öü durch Chöüf, am parr weenigi Eiguntimmer fa Lalu, Brigerbad, Uesserbäärg und Baltschieder. Mund het Alpurächt fer 120 mälchi Chie, und d'Eggerbäärger 90 mälchi Chie. Uss dene 90 mälche Chie hetts de meischtens um di 120 Stukk Vee, gigä, will gworfni Rinnerlini als halbi Chüo gizellt hent, und ungworfni Rinnerlini und Chalber als a Viertil gizellt hent, und so weniger Alpurächt gibrüücht hent. So sind jährlich appa statt 90 mälchi Chie, Total appa as 120 Stukk Veh ds'hietu gsii. Gwendli sind de mindeschtens 5 Sennerinne gsii, wa der Summervehstand bsorget hennt, und de öü 5 Hirta, Ob ei Sennerri 10-20 Stuck mee het chäbet, wa d'andra, so isch de das öu uf du Hirt uber gangu. Da het mu de ds miiner Ziit kei Unnerscheid gmacht und gseit, dü hescht mee ds hietu, du müoscht amaal me ga werru. Asie hennt d'Sennerine na dum Uefftrib gseit, jezz gäät jjer zwei da und da ga werru, jjer zwei da und da,,,,,, und dü da,, und da hett mu de de Sennerinu miessu folge. Immer hent d'Sennerine nit chennu bifälu und de het de meischtens der eltoscht , oder öu der gwelltischtoscht Hirt bifolu: hitu gä wier zwei zämu da, und jjer dri da, oder no je nach Werri zwei da und eis da, (Es könnte eher Anfangs der Vierzigerjahre gewesen sein!) |
1. Einleitung:Brischern ist zweigeteil, grob gesagt, ist der Osten der Munder Geteil-/und Burgberalpe, (auch zum Teil mit dem Mundersentum), und der westliche Teil ist Eggerberger Geteilenalpe, mit jetzt hauptsächlich durch Heirat, aber auch durch Kauf (in Besitz gelangt), ein paar wenigen Eigentümer von Lalden, Brigerbad, Ausserberg und Baltschieder. Mund hat Alprechte für 120 Milchkühe und Eggerberg 90; aus diesen 90 Kühen gabe es in der Regel 120 Stück, da "geworfene" Rinder nur als halbe Kühe und "ungeworfene" Rinder und Chälber nur als Viertelkühe zählten und man so weniger Alprechte nutzen musste. So waren jährlich 90 Milchkühe und Total 120 Stück Vieh zu hüten. Gewöhnlich besorgten mindestens 5 Sennerinnen den Sommerviehstand und dann auch noch 5 Hirte. Wenn eine Sennerin 10 – 20 Stück Vieh mehr hatte als die anderen ging das auch auf den Hirt über. Da machte man zu meiner Zeit keinen Unterschied und einfach gesagt: du musst mehr hüten, du musst einfach einmal mehr zum Wehren laufen. Manchmal haben die Sennerinnen nach dem Auftrieb einfach befohlen: ihr zwei geht jetzt da und da wehren, ihr zwei da und da… und du da, und da musste man den Sennerinnen einfach gehorchen. Immer aber konnten die Sennerinnen nicht befehlen und dann hat meistens der älteste oder auch der gewaltätigste Hirt befohlen: heute gehen wir zwei zusammen dahin und ihr drei dahin, oder je nach Abschnitt zwei da und einer da. |
VS. 18.1.12
Das Viehhüten allgemein
2. Ds hietu allgmei.Das Jaarsch si wer zwei Botsche und drii Meitje Hirta gsii, Der richtig Namo ischt bald vergässne gsii, de der Mächteral oder der sterchscht het jedum sofort an Ubernamo gigä. Der het iisch alli gibschowwot, dernaa der Feissti na igiteilt und gschteigrot wie im Läsubüoch gschtannu het.igiteilt. Us dum Heleni hets der Toppolchnollo gigä, us mier hets der Chnollo gigä, us dum Alice hets ds Chnolli gigä, us dum Mächteral ds Gnagi, und us dum Hedi hets ds Doppolgnagi gigä. Wier hei das fa im so angnu, si fer 2 Manot niw gitöüfti gsii, und das het iisch öü nit annesch giblaagot oder uffgerregt. Fer füüf verschidni Chind, fa drii verschidene Gmeindu sii z’gsii, hei wer eiguntli wenig mitenand d'schtrittu käbet. Ds Gnagi als Eltoschte het scho asie schini Höüptrolla chennu zeichu,,,, de bischt derfa ggangu und hescht naa gigä, so het mu de d’ Chrisiltini öu fa lenger Ziit, güot chennu uberwinnu und uberstaa. |
2. Das Hüten allgemein.In diesem Sommer (das erzählte Jahr) waren wir zwei Knaben und drei Mädchen. Die richtigen Namen haben wir rasch vergessen: der Mächteral (Gewalthaber, stärkster Hirte) oder der stärkste Knaben hat jedem gleich einen Übernamen gegeben. Der hat uns alle angeschaut und dann der Dicke nach steigernd, wie es im Lesebuch steht, eingeteilt. Aus der dicksten Helene gabs der Toppolchnollo, aus mir gabs den Chnollo, aus dem Alice ds Chnolli und aus der Hedwig das Doppolgnagi. Wir nahmen das von ihm einfach an und waren für zwei Monate neu getauft und das hat uns auch nicht gequält oder aufgeregt. Für fünf verschiedene Kinder aus drei verschiedenen Gemeinden haben wir eigentlich wenig gestritten. Ds Gnagi als Ältester hat schon manchmal seine Hauptrolle zeigen müssen… in solchen Momenten gingen wir einfach davon, so hat man die kleinen Krisen auch für eine lange Zeit gut überwinden können |
VS, 18.1.12
Spezielle Gegebenheiten
Spezielli Bigäbuheite, wa giblibu sind, fam Hietu:
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Spezielle Begebenheiten, die mir vom Hüten geblieben sind:
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VS, 20.2.12
Die brennende Hütte
4. Eis mal siiwer in d'obru Bodini ga hietu, düo ischt öü leizz Wätter gsii. D'Zobroscht de Bodinu ischt as chleis eifachs Hüüsi. ama liggundu chrummu Büum angmüürots gsi, mit uma undichtu Tachji druf, das ischt gsii, wie a Locherchella, fora flott gmüürots und an Port-Iigang üs gmüürote, aber kei Port dri, aber wier hei alli füüfi ii megu, aber woll gitrangti gsii und nit rächt chennu staa. Keissu hetts ds Dräjerlisch Ggääschii und das hennt wolappa tifigerri Hirta fa friejer sälber gmacht, woll öü fer um leidu Wätter zuö ds schliifu. Da dri hei wer de zwei Fiirlini gmacht, um iisch wider ambiz z'erwermu, Das ds Wätter nit zfascht umbri chume, hei wer ischi Räguschizz, wie Pellerin, alti Tscheppu, an umkoorte Mälsakk old was öü immer ischt gsii, uff ds Tach gita, dass ds Wätter weniger umbri chume, und wier mee old weniger im Schääru sii gsii, old öü hei megu di zwei Fiirlini ds’erhaltu. Düo siiwer alli mitanand ga Zäpfe süochu, (Arvuzäpfe) , derro Beim hent as Stikkilti derfa gägu ds Rand gschtannu, fer uf dene Firlinu ds bratu. Wawer dro gnüog hei zämu gläsu käbet, siiwer mitenand zerrug ds Dräjerlisch Ggääschi cho, d'Hitta brennt liechterloo, das no pärwei, aber iischi altu Räguschuzza, als het gibrennt, alz hei wer verlooru, aber als Hirtji het mu nit vill chennu verlieru. Wier hei de druss no Gspass gmacht und hei angfangu dichtu: „Im Anfang war ein kleines Feuerlein, dieses wurde immer grösser und grösser, und wir Hirten verloren unsere Regenschuzze und ds Dräjerlisch Ggääschi ist gestorben.usw.“ |
4. Einmal waren wir in den oberen Böden beim Hüten, da war wieder mal schlechtes Wetter. Zu oberste auf den Böden war eine kleine, einfache Hütte an einen liegenden, krummen Baum angemauert; sie besass ein undichtes Dach, das war wie eine Lochkelle (stehender Ausdruck: rinnu wie an Locherchella, sehr undicht): sauber gemauert, aber ohne Türe; wir fanden zwar alle fünf Hirte darin Platz, waren aber sehr gedrängt und konnten nicht recht stehen. Die Hütte hiess „ds Dräjerlisch Ggääschii“. (Ggääschi = alte, windschiefe Hütte) und wurde vermutlich früher als Unterschlupf von fähigeren Hirten als uns erbaut. Darin entzündeten wir zwei Feuer, um uns wieder etwas zu erwärmen. Damit die Hütte etwas vom Regen geschützt sei, haben wir unseren Regenschutz: Pellerine, alte Jacken, ein umgedrehter Mehlsack oder was es auch immer war auf das Dach gelegt, so dass wir mehr oder weniger im Trockenen sassen und die Feuer am Brennen halten konnten. Anschliessend suchten wir Arvenzapfen, die wir im Feuer brieten wollten. Als wir genug gefunden hatten, kehrten wir zu Hütte zurück und da brannte die Hütte lichterloh, das ginge ja noch, aber auch unser Regenschutz ist vollständig verbrannt. Alles haben wir verloren, aber zum Trost: als Hirt konnte man nicht viel verlieren. Wir machten uns aus der ganzen Angelegenheit einen Spass und begannen zu dichten: „Im Anfang war ein kleines Feuerlein, dieses wurde immer grösser und grösser, und wir Hirten verloren unsere Regenschuzze und ds Dräjerlisch Ggääschi ist gestorben.usw.“ |