Alpu
[Alpe]
Alpe; Alpji, Summeralpa, Hoochalpa, Voralpa; Ort des sömmerlichen Weidegangs, je nach Höhenstufen unterteilt in Hooch- oder Summeralpa (1700 - 2300 m ü. M.) und Voralpa, «Maiensäss» (1400 - 1600 m ü. M.).
Hochalpe, Honalpu
Baltschiedertal (VS, CH)
Stefelalpe (Hochalpe)
Eril, Baltschiedertal (VS,CH)
Voralpe Finnen
oberhalb Eggerberg (VS,CH) Foto: Robert In-Albon
Alpu
Hochalpe, Honalpu
Baltschiedertal (VS, CH)
Nach der Nutzungsart wird zwischen Stafilalpa (individuelle Nutzung) und dem Senntum, Senntumalpa (genossenschaftliche Nutzung) unterschieden. Hier muss kurz auf die eigenartigen Eigentumsverhältnisse in den verschiedenen Alpen eingegangen werden: man könnte sie grob mit einer Kombination zwischen Genossenschafts-und Aktienrecht bezeichnen. In der Stafilalpa waren die Alphütte, die Meematte (Mähwiesen, es brauchte auf dieser Höhe immer auch etwas Heu, um z. B. bei Schneefall die Kühe 2 bis 3 Tage im Stall behalten zu können; oft wurden hier schon im Frühjahr die Kälber gefüttert, bevor die Alpe bestossen werden konnte) und Etzweida (Weide, in der Nähe der Alphütten) in Privatbesitz. Die grossen Weideflächen meist oberhalb der Alpe waren im Gemeinbesitz und konnten von den Alpbesitzern je nach Alprächt (Kuhrecht, Alpbesitz) genutzt werden. Jeden Morgen nach dem Melken wurde das Vieh des ganzen Stafels von den Hirta (Hirte;Kinder zwischen 8 und 12 Jahren) zusammen auf die Gemeinschaftsweide getrieben; das war manchmal ein ein- bis halbstündiger Weg. Diese Herde kehrte erst am Abend zum Melken zurück in den Stall. Gute Milchkühe, lahmes oder krankes Vieh und die Winterchälber (die 3 – 6 Monate alten Kälberdes letzten Winters) wurden auf der privaten Etzweida gehütet – Hirten gab es genug. Ich erinnere mich, dass wir auf der Alpe Eril (Baltschiedertal) bei zehn Partiije (Sömmerer, Gruppen) bis zu dreissig Kinder waren.
Das Senntum war genossenschaftlich organisiert, die Stallung und die Weide waren in Gemeinbesitz, doch waren nicht alle Genossenschafter gleichgestellt. Je nach Kuhrecht, Alprächt, hatten sie grösseres oder kleineres Nutzungs- und Mitspracherecht. Das Vieh wurde von einem Sennen und mehreren Hirten, Züehirt, betreut; 2. im engerem Sinne das/die Gebäude; 3. im weiteren Sinne die ganze Weidefläche.
Weiter Informationen: Kein Volk von Hirten. Alpwirtschaft im Wallis. Hrsg. Thomas Antonietti; hier + jetzt, Baden, 2006
Zur Alpbewirtschaftung enthalten Sie ausführliche Informationen unter http://alpwirtschaft.com/
Quellen:
- [Id. 1,193; SDS,VI/76;W. 339, Gr. 25; vgl. Siegen]
- Volmar Schmid, Kleines Walliser Wörterbuch
Volmar Schmid, 2. Februar 2008
Auf der Alpe
Die Nähe der Gletscher galt als besonders bedrohlich. Dunkle Überlieferungen mit Sagen vermischt, erzählen, wie ewiges Eis blühende Alpweiden verschüttete, und man mochte eine Wiederholung des schrecklichen Erlebnisses befürchten. Viele Sagen ranken sich um das Blümlisalpmotiv (Turtmanntal z.B.), das den Gletschersturz als Strafe menschlichen Geizes oder Hochmutes erklärt. Vergessen wir aber nicht, dass die Gletscher und Bergsturzhänge, die oft unmittelbar an die Alpweiden grenzten, als Orte betrachtet der Busse für die Verstorbenen wurden. Auch dafür fehlen die Überlieferungen und Erzählungen nicht, sei es die edle eben, seien es die Armen Seelen, die ihre Strafe im Aletschgletscher verstorbene Mailänderin, die barfuss bei finsterem Regenwetter um ihrer Sünden willen in den Gletscher eilt und dem Hirten der Törbjeralp begegnet abbüssen oder gar der ungetreue Senn der Lona-Alp (über Grimentz), der seit über dreihundert Jahren mit dem eiskalten Gletscherwasser käsen muss.
Die verlassenen Alpweiden galten als das Aufenthaltsgebiet der Verstorbenen, als Gebiet Gratzug, das man nicht ungestraft betreten durfte wollte man sich nicht unangenehmen Begegnungen aussetzen. Der zieht über die Alpen, und diejenigen, die im Leben verbotenerweise tanzten, tanzen wieder in der Alphütte eiszapfenbehangen als Verstorbene.
Ende Juni werden die meisten Alpen bestossen; erst im September zieht die Herde wieder talwärts. In dieser Zeit wandert sie von Alpstafel zu Alpstafel. Im tieferliegenden Teil der Alp liegt der Hauptstafel in lawinengeschützter Lage; da befinden sich auch die wichtigsten, manchmal einzigen Alpgebäude. Die Ende Juli Anfang August genutzten oberen Stafel (meist über 2000 m. ü. M.) haben keine oder nur primitive Bauten. Die immer gleichbleibenden Bedürfnisse der Viehzucht - Unterkunft und Fütterung der Tiere - werden auf den Alpen auf viel einfachere Art gelöst als in den Dörfern und Voralpen.
Ausser bei lang andauernden Schlechtwetterperioden, wo gewisse Alpen einen kleinen Heuvorrat verfüttern, lebt die Herde ausschliesslich vom Weidegang. Man führt die Herde von einem zugeteilten Weideplatz zum andern, um den Graswuchs möglichst rationell auszuwerten. Spezielle Heuscheunen sind überflüssig.
Bei den eigentlichen Alpgebäuden handelt es sich um die Käserei oder Sennerei, den Käsekeller oder um die Unterkünfte für die Menschen und die Tiere; sie können nicht durch allgemeingültige Begriffe umrissen werden. Mehr als die Gebäude der Dauer- oder Temporärsiedlung unterliegen sie ortsbedingten Unterschieden, seien diese nun durch Überlieferung, durch Bodenbeschaffenheit, durch Baugewohnheiten oder durch den jeweiligen Stand der Technik bestimmt. Besitzverhältnisse und Alporganisation üben einen nicht zu unterschätzenden Einfluss aus. Sicher beruht heute die häufigste Alpbewirtschaftung auf Alpkorporationen. Wir finden aber im Wallis alle Formen der Alpwirtschaft, von der konservativen Betriebsform der Einzelhut und Einzelsennerei bis zur modernen Bewirtschaftung mit gemeinschaftlicher Hut des Senntums und genossenschaftlich geführter Sennerei. Beim heutigen Stande unserer Kenntnisse ist es unmöglich, Alter und Reihenfolge dieser Betriebsformen zu ermitteln. Wir beschränken .uns deshalb auf einige Beispiele, indem wir zuerst die Organisation einer Senntumsalp und dann die heute noch, wenn auch nicht ausschliesslich, im Val-d'Illiez und im deutschsprachigen Oberwallis vorkommende Einzelalpung besprechen.
Quelle:
- Zeugen der Vergangenheit im Wallis von heute. (Maiarbeiter der französischen Originalfassung Dr. Roae-Claire Schüle und Dr. Walter Ruppen übertrugen den Text ins Deutsche). Staat Wallis (DEKS), Sitten, 1975, S. 28 f. Kurztitat: Zeugen...
Volmar Schmid, 11. Februar 2008
Einen ausführlichen Glossar zu Begriffen im Zusammenhang mit dem Alpwesen finden sie bei: Alporama Glossar
Alle wichtigsten Alpen der Schweiz mit ihren Käsespezialitäten finden sie: Alporama