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Konstruktion und Büüwwiis vane Suone

[Konstruktion und Bauweise der Suonen]

Wo sich das Terrain eignete, wurde einfach eine Rinne in die Erde gegraben. Je nach Bedarf wurde der Stützdamm mit Ästen oder Steinen verstärkt. Der Stützdamm sollte das Wasser leiten und die seitliche Erosion verhindern. Meist ist der Boden der Suonen gepflästert, mit Brettern oder flachen Steinen ausgelegt.
Um das Wasser von den tief eingeschnittenen Seitentälern auf die Flanken des Haupttales zu leiten, musste oftmals schwierigstes Gelände, lotrechte Felswände, Couloirs, instabile Hänge oder Geröllhalden überwunden werden. So wurden zum Teil wahre Kunstwerke geschaffen - und dies meist mit sehr einfachen Mitteln.

Der einfachste Kunstbau besteht aus rinnenförmig ausgehöhlten Baumstämmen Chännil, meist Lärchenholz , welche ineinandergeschoben werden. Diese Technik wurde vor allem im Oberwallis angewandt. Da der Querschnitt des Baumes die Wassermenge limitiert, beschränkt sich diese Anwendung auf ältere und vor allem kleinere Suonen.

Will man die Wassermenge erhöhen, müssen einzelne Bretter zu einem Kanal zusammengefügt werden. Die einfacheren bestehen aus drei Brettern, welche ein "U" bilden. Die mächtigsten - aus etlichen Brettern gezimmert, führen nicht nur eine grosse Wassermenge, sondern dienen gleichzeitig als Hüterweg, oder als schneller Zugang zu den höhergelegenen Weiden.

Couloirs und instabile Strecken lassen sich mit Schutzgalerien und guter Verankerung leicht überwinden. Die Durchquerung abfallender Steilwände verlangt aber eine solide und dauerhafte Befestigungstechnik. Man staunt über die Vielfalt der angewandten Techniken, mit denen die Suonen in diese Wände gehängt wurden.
Das gängigste System: Ein hakenförmig gewachsenes Baumstück (Chraapfo) wird an einem waagrechten Tragbalken aufgehängt, welcher seinerseits in das Togguloch, ein etwa 20cm tief aus dem Fels gemeisseltes Loch, eingerammt wird. Das vollendeste Werk dieser Art ist sicher die Suon Niwäärch  von Ausserberg.
Die Grösse der Stämme und die Ausmasse der Felswände machen diese Arbeiten - in die meist die ganze Gemeinde eingebunden war - äusserst gefährlich. Die ausgehöhlten Stämme mit einem Durchmesser von ca. 50cm werden an einem eigens zu diesem Zweck hergestellten, 200m langen Seil, Dutzende von Metern an einer Felswand heruntergelassen und auf den Tragbalken befestigt. Wenn es nicht möglich war, eine Ganglatte für die Wasserhüter neben die Kännel zu legen, wurden diese mit Brettern abgedeckt und so zu einem Laufsteg gemacht.

Manchmal musste die Suone durch Senken, Schluchten oder ein Bachbett geführt werden. Holzbrücken überwinden meist diese Hindernisse. Obwohl es einige spektakuläre Beispiele gibt, sind die meisten Brücken von einfacher Bauart - ausgehöhlte Baumstämme auf dürftigen Auflagern.
Wenn die Felsbeschaffenheit und das Werkzeug es zugelassen haben, konnte das Suonen-Trassee in die Wand eingekehlt werden. Der Einsatz von Sprengpulver - der etwa ab dem 17. Jh. erstmals nachgewiesen werden kann - hat solcherlei Arbeiten wesentlich erleichtert. Die wenigen vor dem 19. Jh. bekannten Tunnelabschnitte, waren meist nur wenige Meter lang. Sie wurden vor allem da ausgebrochen, wo es galt die aussergewöhnlich gefährlichen Felsvorsprünge zu durchqueren.

1831 beschliessen erstmals die Geteilten der Bisse d'Ayent, einen Tunnel von 50 Klaftern - etwa 100 Meter - zu bohren, um einige gefährlich abfallende Stellen zu umgehen.
Die Gemeinde Visperterminen läutet im 20. Jh. schliesslich die Ära der grossen Tunnelbauten ein, als sie - um den hohen Unterhaltskosten im Waldstück oberhalb des Dorfes Eyholz zu begegnen - eine Kuppe die zwei Täler trennt, durchbohrt. 1915 verkündeten Böllerschüsse, dass der Durchstich durch den Gebidumberg gelungen war. Der neu erbaute Stollen, der Wasser aus dem Nanztal brachte, war 2`647m lang. Als Folge davon konnten rund zehn Suonen, insgesamt viele Kilometer lang, stillgelegt werden. (vgl. F. G. Steber: Ob den Heidenreben)
Obwohl die in der Folge angelegten Tunnels, und auch die später eingesetzten Druckrohre ein Segen waren, was den Unterhalt der Wasserfuhren anbelangte, so hatten diese jedoch zu Folge dass viele der spektakulären Abschnitte der Suonen unwiederbringlich verloren gingen und heute oftmals nur noch geringe - oder gar keine Spuren mehr auf diese aussergewöhnlichen Bauwerke hinweisen.

Im späten 19. Jh. wurden dann sukzessive umfangreiche Bau- und Ausbesserungsarbeiten an den Suonen vorgenommen. Alleine in den Jahren 1895-1912 wurden 60 Bewässerungsprojekte aufgelegt, an denen 50 Gemeinden direkt beteiligt waren. Im Jahre 1921 werden z.B. alleine im Gredetschtal total neun Wasserleitungen gezählt, die insgesamt 82 Kilometer Länge aufweisen.
Neben der traditionellen Rolle, die vor allem die Bewässerung von Wiesen beinhaltete, wurde das Wasser der Suonen nun auch mehr und mehr für die Bewirtschaftung von Reb- Obst- und Gemüsekulturen verwendet. Dies hatte zur Folge, dass viele der bestehenden Leitungen zu kleine Dimensionen auswiesen um den gestiegenen Bedarf nach Wasser zu decken. In den Folgejahren werden wiederum grosse Anstrengungen unternommen um sowohl die durchschnittliche Wassermenge zu erhöhen, als auch die Unterhaltskosten für die Suonen zu verringern, die aufgrund ihrer Lage sehr dem Unbill der Natur, d.h. Steinschlag, Erdrutschen und Lawinen ausgesetzt sind.
So werden schon bald einmal die ersten Tunnels gebohrt um die gefährlichsten Streckenabschnitte zu entschärfen. Diesen ersten Tunnels folgten alsbald weitere, was die Kontinuität und die Durchflussmengen der Suonen deutlich erhöhte.

Leider verschwanden so auch unzählige abenteuerlich angelegte Konstruktionen. Aufgrund ihrer Ausgesetztheit sind viele dieser meisterlichen Bauwerke, resp. die Zeichen davon, längst verschwunden und unwiederbringlich verloren.
Ab 1940 nimmt der Viehbestand im Wallis kontinuierlich ab - einige Suonen verlieren dadurch ihre Berechtigung. Als dann in den 70-er und 80-er Jahren an einigen Orten die Zahl der betriebenen Intensivkulturen (Reben, Obstgärten, Erdbeeren) zurückgeht und andernorts vermehrt auf die Bewässerung mittels Druckleitung umgestellt wird - scheint das Ende der Suonen eingeläutet.
1993 sind im Kantonalen Inventar der Suonen total 190 Wasserleitungen mit einer Gesamtlänge von 760km aufgelistet. Von diesen sind noch 165 ganz oder teilweise in Betrieb. Einige der Suonen erreichen oder erreichten, beachtliche Längen; so misst die "Bisse de Saxon" 29km, der "Bisse de Audannes" deren 23km und die "obere Riederin" in Staldenried 22km. Das Inventar der Suonen enthält zum heutigen Zeitpunkt 524 Wasserleiten vgl. http://www.suone.ch/inventar/

Viele dieser grossen Werke existieren heute nur noch in Teilen - da mit dem zusehenden Verfall der Suonen, Teile von ihnen verloren gegangen sind.
Für einmal zeigt sich nun aber die positive Seite des Tourismus. Da einige der Gäste im Wallis, Interesse an den Suonen zeigten - wurden viele der aufgelassenen oder gefährdeten Wasserführen wieder Instandgestellt, resp. Instandgehalten.
Obwohl heute viele der Suonen nicht mehr Ihre ursprüngliche Funktion erfüllen, bleiben sie dank der neuen Nutzung der Nachwelt - und damit auch uns erhalten.

Quelle:
  • Reinhard Dietschi http://www.reinidietschi.ch/0400kultur/04300_wasserwege.html

Ausführliche Informationen erhalten Sie unter http://www.suone.ch/

VS, 10. 12. 2010
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