Suone, Bissä - d Walliser Wässerleitigä
[Suonen, Bissen - die Walliser Bewässerungsleitungen]
Die Wasserleitungen, Wasserleite im französischen "Bisses" (von "bief" Bachbett), werden im Oberwallis Suone Siene (Sing. Süe) genannt. Das Wort Suone stammt vom Wort Sühne ab. In alter Zeit, als die Bürger zur Instandstellung der Leitungen zusammenkamen, wurden dabei auch die Gemeindeangelegenheiten erledigt und Gericht abgehalten. So entstand das Wort "Suon" oder "Sien" und bedeutet "den Ort der Sühne". (Anm. der Redaktion: diese Etymologie stammt vom Autor dieses Textes, Reinhard Dietschi, s.u.; ich persönlich sehe das nicht so und das Idiotikon erklärt die Herkunft des Wortes als ungermanisch, vgl.; VS)
Der genaue Ursprung der Suonen, resp. deren zeitliche Anfänge bleiben rätselhaft. Einige Leitungen seien schon "von den Heiden", d.h. den Römern erbaut worden, so das "Heidenwasser", das vom Gamsengletscher im Nanztal, hinunter nach Visperterminen führt. Manche Leitungen werden den Sarazenen zugeschrieben, welche angeblich im 8. Jh. ins Wallis drangen und sich im 10. Jh. hier festsetzten. In Vercorins ob Siders heisst eine Leitung "Bisse de Sarazins".
Suone, Bissä - d Walliser Wässerleitigä
Die ersten erhaltenen Dokumente ab dem 12/13. Jh. belegen nicht nur die Existenz von Suonen, sondern weisen oft auch auf noch ältere Konstruktionen hin. In Ausserberg existiert z.B. eine Urkunde aus dem Jahre 1311, wonach bei der Reparatur einer Leitung aus dem Bietschtal, auf einen Schlag zwölf Männer verunglückt sind; das Geschlecht der Jakober sei bei diesem Unglück ganz zugrunde gegangen.
Die Erwärmung des Klimas ab dem 12. Jh. und die lange Phase des Bevölkerungswachstums könnten, wenn nicht gar den Grund der Erfindung, so wenigstens die Verbreitung der Suonen schon vor 1300 erklären. Ab dem 15. Jh. sind die Dokumente ausführlicher und besser erhalten. Bauverträge, Reglemente und Gerichtsakten zeigen, dass die Probleme der Bewässerung die Bevölkerung intensiv beschäftigten.
Bis zum 15. Jahrhundert werden zahlreiche Suonen erstellt um die wachsende Nachfrage - vermutlich aus der intensiver betriebenen Viehzucht, zu stillen. Zwischen dem 15. und dem 18. Jh. werden nur wenige neue Suonen angelegt - bekannt sind deren 18.
Die plausibelste These über die Ursache der geringen Zahl an neuerbauten Suonen, bezieht sich auf die Klimaveränderung in jener Zeit (Kleine Eiszeit). Ab dem 14. Jh. wurde das Klima in Europa allmählich kälter und feuchter, was auch den Bedarf an neuen Wasserleitungen verminderte. So wurden in diesen Jahrhunderten auch einige bestehende Suonen aufgelassen und erst Mitte des 19. Jh wieder in Betrieb genommen, resp. neu erbaut.
Quelle:
- Reinhard Dietschi http://www.reinidietschi.ch/0400kultur/04300_wasserwege.html
Ausführliche Informationen erhalten Sie unter http://www.suone.ch/