FeldarbeitAckerbau

Tagesablöif

[Tagesablauf]

Ein authentischer  Bericht von Emma Schmid Visp über den Tagesablauf und die Arbeitsweise beim Howwu.

Anstatt zu pflügen mussten die Männer die Äcker, die "Achra" von Hand mit der „Howwa“ umgraben. Zuerst kamen aber noch die Frauen dran, manchmal auch Männer. Die Äcker wurden mit einer Gabel aufgelockert. Die Gabel wurde dazu in die Erde gesteckt, der Fuss daraufgesetzt und der Stiel hinuntergedrückt. So wurde die Erde etwas gelockert und die «Howwer» hatten es weniger schwer. Zum «Howwu» haben sich fast immer ein paar Familien zusammengetan. An einem Tag haben sie diesem die Äcker «ghowwot», am nächsten Tag jenem. Wem die Äcker gehauen wurden, der oder besser dessen Hausfrau musste den ganzen Tag lang für Essen und Trinken sorgen.

Morgens zwischen 4.30 Uhr und 5 Uhr wurde der Schnapskaffee mit Brot, Käse, Butter und Konfitüre eingenommen. Dann gings auf den Weg, die Hauen geschultert, der Hausherr noch mit einer 2 – 3 Liter «Batilla» Wein. So nahmen sie den 3/4-stündigen Weg unter die Füsse, denn die Kornäcker waren grösstenteils oben am Wald.

Inzwischen hat die Hausfrau das Fleisch gesotten, alles von den besten Stücken vom Schwein, Rind und Schaf. So gegen 8.30 – 9 Uhr bekamen die «Howwer» die Fleischsuppe «igschnätzt» mit Roggenbrot, Weissbrot und Käse. Dazu gab es Weissbrot und Käse und auch noch eine «Batilla» Wein. Weissbrot gab es damals schon zu kaufen, und das kaufte man nur an besonderen Tagen! Der Nachträger musste nicht lange fragen, in welchem Acker sie wohl gerade seien. Man hörte die Hauer schon von weitem: «Opschi! Opschi!» Und so immer wieder.

Das «Howwu» ging so vor sich. Der Erste warf mit der Haue ein Stücklein Land um. Dann sagte der Zweite: «Opschi!» Der arbeitete wieder ein Stück, dann der Dritte und der Vierte, bis der Acker gearbeitet war. Dann gings weiter zum nächsten Acker. Nach der Suppe musste die Nachträgerin pressieren um daheim das Mittagessen fertig zu kochen, denn um 12 Uhr musste sie mit dem Gesottenen wieder bei den «Howwern» sein!

Das Gesottene bestand aus verschiedenem Fleisch, Kartoffeln, Reis, Randensalat und Apfelschnitze in Weinsosse. Das verfrachtete man alles in eine «Tschifra» (Rückentragkorb). Zuunterst kam eine grosse «Batilla» mit Wein, Teller, Messer und Gabeln, ein Holzteller um das Fleisch aufzuschneiden, dann die Schüsseln mit dem Essen. Das waren damals Aluminium-Schüsseln. Alles in allem eine "Tregi" (Last) wie "Mischt". Gewöhnlich waren die «Howwer» bis Mittag "z Bielu" im grossen Acker. Dort war ein natürlicher Steintisch mit Steinstühlen. Nach dem Mittagessen machten die "Howwer" eine rechte Pause.

Die Nachträgerin musste wieder eiligst nach Hause um das Geschirr abzuwaschen. Dann musste sie wieder los, denn gegen 5 Uhr bekamen die Hauer Kaffee, Brot, Käse, Wurst und "Hamma" (Rohschinken). Und wieder musste sie rasch heimwärts, denn um 8 Uhr kamen die "Howwer" nach Hause, und dann gab es noch eine Suppe mit Käse und Brot. Am Abend wurde nicht mehr viel gegessen, mehr getrunken. Man war zu müde, denn «howwu» war eine strenge, staubige Angelegenheit. Alle waren froh, dass es Abend war, auch die Hausfrau!

Quelle:
  • Emma Schmid Visp, in : Wir Walser Nr2/2005, Seite 29 ff
Zurück zur Übersicht

Interessantes aus dem Bereich Feldarbeit

Wässru und Wassercheer

[Bewässern und der Wasserkehr]

Details

Suone, Bissä - d Walliser Wässerleitigä

[Suonen, Bissen - die Walliser Bewässerungsleitungen]

Details

Konstruktion und Büüwwiis vane Suone

[Konstruktion und Bauweise der Suonen]

Details