Schwarznasuschaf
[Schwarznasenschaf]
Das Schwarznasenschaf ist im Wallis seit Jahrhunderten heimisch. Da schriftliche Dokumente vor dem Jahr 1884 fehlen, lässt sich die Entwicklung der Schwarznase nur durch mündliche Überlieferung und Vermutungen nachvollziehen.
Schwarznasenschaf:
ein männliches Zuchttier mit typischen Rassenmerkmale in Farbzeichnung, Bewollung und den typischen spiralförmigen Hörnern. (Foto: Mario Schnyder)
Gesömmert werden die Schwarznasenschafe auf den saftigen Weiden und Wiesen der Wallis Alpen. (Foto: Mario Schnyder) Der mächtige Wollbewuchs an den Beinen und am Kopf ist ein wichtiger Unterschied zu anderen Schafrassen. Kommerzielle Wollzüchter im Ausland achten darauf, dass Kopf und Beine nicht bewollt sind, weil dies die Schafschur arbeitsintensiver und damit unrentabler macht. Bei uns ist die Schafhaltung zum Hobby geworden; deshalb wird die Wolle teilweise weggeworfen.(Traditionelle Nutztiere, S. 37)
Schwarznasuschaf
Schwarznasenschaf:
ein männliches Zuchttier mit typischen Rassenmerkmale in Farbzeichnung, Bewollung und den typischen spiralförmigen Hörnern. (Foto: Mario Schnyder)
Im 15. Jahrhundert war im Wallis vor allem das Kupferschaf verbreitet, dessen Nachfahren laut Überlieferung die so genannten Älwen, gehörnte Schafe mit brauner Wolle, gewesen sein sollen. Aus Kreuzungen dieser «Älwen» mit den so genannten Schwarzen — einer schwarzen, gehörnten Schafrasse unbekannter Herkunft — entstanden angeblich die direkten Vorfahren des heutigen Schwarznasenschafes. Die neue Rasse wurde damals das «schwarznasige Schaf vom Vispertal» genannt, was darauf hindeutet, dass die Schwarznase vor allem im Oberwallis gehalten und gezüchtet wurde.
Im Walliser Gesetzbuch vom 24. November 1884 wurde die «Verbesserung des Gross- und Kleinviehs sowie der Pferdegattung» in einer Vollziehungsverordnung verankert, mit dem Ziel der Erhöhung der Mastleistung und des Wollertrags. In diesem Gesetz wird das Schwarznasenschaf erstmals schriftlich erwähnt und gleichzeitig als eine zu öffentlichen Schauen zugelassene Rasse erklärt.
Zur Umsetzung der erklärten Zuchtziele kreuzte man auch ausländische Schafrassen wie z. B. die australischen SouthdownSchafe ein. Diesen Versuchen war allerdings nur mässiger Erfolg beschieden. Die reine Schwarznasenzucht setzte sich mit ihren während Jahrhunderten verbesserten Eigenschaften – wie zum Beispiel der Anpassungsfähigkeit an das rauhe Walliser Gebirgsklima, Futterverwertung, Fruchtbarkeit, Fleischqualität und Genügsamkeit – gegenüber den Kreuzungen klar durch. Demgegenüber wurden Abstriche bei Wollertrag und -qualität in Kauf genommen.
Die Wolle der Schwarznase ist rauher und grober als die der anderen Schafrassen. Diese Tatsache war damals von hoher Bedeutung, weil die meiste Wolle von den Bauern selbst verarbeitet wurde und das grobe Schwarznasen-Vlies mit den zur Verfügung stehenden Geräten einfacher und mit einem geringeren Arbeitsaufwand verarbeitet werden konnte. Die Rauheit der Wolle kam wiederum der Stabilität und Festigkeit der Wollprodukte zugute.
Die erste Oberwalliser Schwarznasen-Genossenschaft wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Naters gegründet. Heute kann man insgesamt 48 Züchtervereinigungen zwischen Leuk Stadt und dem Goms zählen. Diese gehören als Genossenschaften alle dem 1948 gegründeten Oberwalliser Schwarznasen-Verband an. Erklärtes Verbandsziel ist, die beliebten Walliser Schwarznasen nach definierten Standards zu erhalten und die Zucht qualitativ weiter zu verbessern.
Schnyder Mario in:
- Traditionelle Nutztiere und Kulturpflanzen im Oberwallis. Eine Publikation der Naturforschenden Gesellschaft Oberwallis, NGO, Hersg. NGO, Rotten Verlag, Visp, 2001, S. 33 ff.
Weiterführende Literatur:
- Theler Luzius: Die Schwarznase. Schafrasse des Oberwallis. Hrsg. Oberwalliser Schwarznasen-Schafzuchtverband, Visp.