Chrissu in Safien (Gr)
In Safien kannten wir das Sammeln von Chrissnadeln, allerdings nur in einem sehr beschränkten Umfang, vor allem dort wo das private Weideland in den Wald hineinging und das Vieh in einem angrenzenden Stall eingestallt wurde.
Chrissu in Safien (Gr)
Die "Chrissnodlä" wurden von Hand zusammengekratzt, in Säcke abgefüllt und in den nahe gelegenen Stall getragen. Vor allem dort, wo längere Zeit nicht mehr gesammelt wurde, waren die Nadeln teils bereits etwas verrottet und die Schicht dicker, sodass man auch etwas Walderde mitnahm. Nur in Ausnahmefällen wurden die obersten Schichten eines Ameisenhaufens abgehoben. "Chriss" wurde aber auch in anderer Form als Streue verwendet. Die beim Holzfällen anfallenden "Chrissescht" wurden ebenfalls heimtransportiert. Allenfalls wurden solche Tannenzweige von den Bäumen abgeschlagen. Daheim wurden die Tannenzweige mit einem Gertel zerkleinert und als Streue genutzt, vor allem bei Schafen, aber auch bei den Schweinen.
Eine ähnliche Streue ergab das "Straupfä von Bruuch" (Erikastauden) auf Alpweiden oder auch auf Magerwiesen, bei denen "dr Bruuch" damit etwas bekämpft werden konnte. Die Stauden wurden von Hand ausgerissen und wie das Chriss verkleinert. Frisch geschnittenes "Chriss" wurde früher in Notzeiten auch zur Streckung des Heus verwendet.
In einer alten Chronik aus Safien ist beschrieben, wie "Chriss gefuttert" wurde, um die Viehbestände wenigstens am Leben zu erhalten.
Auch in Davos ist "Chrissä" bekannt. Davoserdeutsches Wörterbuch: "Er geid ins Chris"; er geht in den Wald und holt Streue.
Im Schanfigg hat man nach Auskunft von Martin Butzerin, Arosa früher ebenfalls "Chrissnodlä" als Streue gesammelt, aber nur ergänzend zum Laub.
Im Rheinwald sind Streuelöser bekannt, d.h. Flächen, deren Ertrag sich nur als Streue eignete. Im Rheinwaldner Wörterbuch wird aber darauf hingewiesen, dass man in erster Linie bei kranken Tieren Streue verwendet hat, „da der Rheinwaldner Bauer normalerweise nicht streut“!
In Vals ist nach Alfred Rieder "Chrissä" nicht bekannt, man sammelte vor allem Laub von Erlen (Drostauden)
Im Prättigau wird man eher Laub als Streue verwendet haben, vor allem in Furna hat es ausgedehnte Hochmoore, deren Ertrag als Streue verwertet wird.
Im Avers ist Chrissä nicht bekannt. Liegt oberhalb der Waldgrenze!
Quelle:
- Mattle Hunger