Der heilige Theodor, Theodul, Jodern
[Der Landespatrone]
Das Fest des Heiligen wird am 16. August gefeiert. 381 nach Christus nahm er an der Synode von Aquileia teil, wahrscheinlich auch 389/90 an der von Mailand. Er ist vermutlich auch der Theodor, der den Brief der Synode von Mailand (393) an Papst Siricius mitunterzeichnete.
Der hl. Theodul und die Bischofsversammlung in Aquileja, Gemälde im Besitz des Domkapitels von Sitten; Foto: Biner, Sitten; Quelle: Wir Walser, 1/1981
Hl. Theodul mit Glocke, Gemälde im Besitz des Domkapitels von Sitten; Quelle: Wir Walser, 1/1981
Der hl. Theodul aus Gluringen, Historisches Museum Bern; Quelle: Wir Walser, 1/1981
Der heilige Theodor, Theodul, Jodern
Der hl. Theodul und die Bischofsversammlung in Aquileja, Gemälde im Besitz des Domkapitels von Sitten; Foto: Biner, Sitten; Quelle: Wir Walser, 1/1981
Bei Octodurum soll im Jahre 285 eine Truppe Soldaten aus dem Orient mit ihrem Anführer Mauricius Primicerius niedergemetzelt worden sein. Sie weigerten sich Christen zu verfolgen. Anfang des 5. Jahrhunderts berichtet Bischof Eucherius von Lyon (Passio Acaunensium martyrum), dass Theodul die Gebeine des Mauricius Primicerius und seiner Gefährten, der so genannten thebäischen Märtyrer, gefunden und sie in einer ihnen zu Ehren errichteten Basilika in Acaunum (Sankt Moritz, Saint Maurice) beigesetzt habe. Die Reliquien Theoduls wurden wahrscheinlich bei der Übertragung des Bischofssitzes nach Sitten im 6. Jahrhundert dorthin überführt und vielleicht auf dem Friedhof extra muros beigesetzt. Dort entstand eine Kirche, später eine Krypta mit einem Arcosolgrab (8./9. Jahrhundert, nach neueren Grabungen unter der Sankt-Theoduls-Kirche aus dem 16. Jahrhundert). Im Mittelalter war die Kirche ein stark besuchter Wallfahrtsort. An einem 4. September Ende des 12. oder Anfang des 13. Jahrhunderts wurden die Reliquien von hier weggeführt und später in Valeria (Sitten) aufbewahrt. Bei der Besetzung der Stadt durch die französischen Truppen 1798 gingen sie verloren. Der Theoduls-Kult verbreitete sich von Sitten (urkundlich bereits 999 als dessen Patron genannt) über Engelberg (12. Jahrhundert) in die übrige Schweiz, nach Savoyen, Oberitalien, Vorarlberg und nach Süddeutschland. Besonders in den Walserkolonien findet der Heilige Verehrung. Im Wallis hat sich das Andenken an Theodul in der Überlieferung, gestützt besonders auf den Kultplatz und auf die Passio Acaunensium martyrum, immer erhalten. Theodul ist Glocken-, Wetter-, Winzer- und in Vorarlberg Viehpatron. Hauptattribut ist nach der Legende ein glocketragender Teufel, der den Heiligen samt einer ihm vom Papst geschenkten Glocke von Rom über den Theodulpass (Matterjoch) nach Sitten tragen musste.
Theodorus von Octodurus ist der erste historisch fassbare Bischof des Walliserlandes. 381 bezeugte er auf dem Konzil in Aquileja seine Anwesenheit und ist damit historisch belegt. Da Theodul auch der Walserheilige ist, hat ihm die Internationale Vereinigung für Walsertum im Jahre 1981, d.h. zur 1600 Jahr Feier seines historischen Belegs, zwei Nummer ihrer Zeitschrift "Wir Walser" gewidmet. Im folgenden sollen diese noch heute wertvollen Artikel der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Josef Guntern: Legenden über den hl. Theodul
Zur 1600 Jahrfeier im Jahr 1981 hat die IVfW in ihrer Zeitschrift "Wir Walser" zwei Sonderhefte zu diesem Thema herausgegeben:
Wir Walser Nr. 1, 1981, Jg. 19
- Josef Marie Imhof: 1600 Jahre hl. Theodul.
- Josef Guntern: Legenden über den hl. Theodul.
- A. E. Gattlen: Bildliche Darstellungen des heiligen Theodul im Wallis.
Wir Walser Nr. 2, 1981, Jg. 19
VS, 30. 10. 2013