Fäldarbeit
[Feldarbeit]
Roggenacker in Findeln (Zermatt, CH);
Quelle: Julen Klaus
Getreideäcker in den Weng (Zermatt, Ch) 1899;
Quelle: Klaus Julen
Acher bstello
[Die Bestellung des Ackers]
Bevor man an die Bearbeitung des Ackers gehen konnte, musste er von heruntergerollten Steinen oder abgerissenen Ästen gesäubert werden; viele Äcker lagen in Lawinengebieten. Manchmal galt es auch, beschädigte Trockenmauern auszubessern. Hatte der Bauer über mehrere Jahre hinweg die steilen Äcker zu nachlässig umgebrochen, glitt der Humus, d Äärda, allmählich an die untere Ackerbegrenzung. Er musste dann im Rückentragkorb, Tschiffra, wieder nach oben getragen werden, eine mühsame Arbeit.
Tagesablöif
[Tagesablauf]
Ein authentischer Bericht von Emma Schmid Visp über den Tagesablauf und die Arbeitsweise beim Howwu.
(Jon Mathieu, Eine Agrargeschichte der inneren Alpen, Graubünden, Tessin, Wallis, Chronos Verlag 1992, Seite 202)
Howwu in Safien (haue, hauä)
[Einholung des Heus in Safien]
Es gibt natürlich bedeutende Unterschiede in den verschiedenen Talschaften und es ist deshalb schwierig, allgemein gültige Angaben zu machen.
Das Wort „haue“ wird in unseren Walsergebieten auch für schneiden gebraucht. „Haut s“ frägt man den Mäher.
Mäher bei Zermatt;
Foto: Julen
Herstellen einer "Burdi" (Heubürde), diese wurde dann auf dem Kopf in die Scheune getragen. Ein "Chopftüech" schützte den Träger vor allzuvielen juckenden Heublumen.
Foto: Julen
Blick auf das zentrale Wallis.
Foto von Ueli Raz
Suone, Bissä - d Walliser Wässerleitigä
[Suonen, Bissen - die Walliser Bewässerungsleitungen]
Die Wasserleitungen, Wasserleite im französischen "Bisses" (von "bief" Bachbett), werden im Oberwallis Suone Siene (Sing. Süe) genannt. Das Wort Suone stammt vom Wort Sühne ab. In alter Zeit, als die Bürger zur Instandstellung der Leitungen zusammenkamen, wurden dabei auch die Gemeindeangelegenheiten erledigt und Gericht abgehalten. So entstand das Wort "Suon" oder "Sien" und bedeutet "den Ort der Sühne". (Anm. der Redaktion: diese Etymologie stammt vom Autor dieses Textes, Reinhard Dietschi, s.u.; ich persönlich sehe das nicht so und das Idiotikon erklärt die Herkunft des Wortes als ungermanisch, vgl.; VS)
Der genaue Ursprung der Suonen, resp. deren zeitliche Anfänge bleiben rätselhaft. Einige Leitungen seien schon "von den Heiden", d.h. den Römern erbaut worden, so das "Heidenwasser", das vom Gamsengletscher im Nanztal, hinunter nach Visperterminen führt. Manche Leitungen werden den Sarazenen zugeschrieben, welche angeblich im 8. Jh. ins Wallis drangen und sich im 10. Jh. hier festsetzten. In Vercorins ob Siders heisst eine Leitung "Bisse de Sarazins".
Konstruktion und Büüwwiis vane Suone
[Konstruktion und Bauweise der Suonen]
Wo sich das Terrain eignete, wurde einfach eine Rinne in die Erde gegraben. Je nach Bedarf wurde der Stützdamm mit Ästen oder Steinen verstärkt. Der Stützdamm sollte das Wasser leiten und die seitliche Erosion verhindern. Meist ist der Boden der Suonen gepflästert, mit Brettern oder flachen Steinen ausgelegt.
Um das Wasser von den tief eingeschnittenen Seitentälern auf die Flanken des Haupttales zu leiten, musste oftmals schwierigstes Gelände, lotrechte Felswände, Couloirs, instabile Hänge oder Geröllhalden überwunden werden. So wurden zum Teil wahre Kunstwerke geschaffen - und dies meist mit sehr einfachen Mitteln.
Segnung der Suon, Foto von Charles Paris
Unnerhalt und Kontrollä vane Suone
[Unterhalt und Kontrollen der Suonen]
Suonen waren immer Werke einer Gemeinschaft, einer Gemeinde, einem Dorf, oder einer Eigentümergruppe. Nur einige wenige, in ihrer Bedeutung untergeordnete Suonen, waren in Privatbesitz.
Suonen waren meist in einer Art Genossenschaft organisiert. In dieser Genossenschaft hatte jeder Bewohner eines Dorfes seine Rechte, aber auch seine Pflichten - die es zu erfüllen galt. Der Gemeinschaft wichtigstes Ziel war es, die lebensnotwendige Wasserleite zu errichten und auch zu erhalten. Um zu verhindern dass Personen von ausserhalb des Dorfes, Kontrolle über die wichtigen Wasserrechte bekamen, mussten zum Beispiel Töchter, die ausserhalb des Dorfes heirateten, ihre Wasser- und Alprechte an andere Dorfbewohner verkaufen.
Um in diesem komplizierten Netzwerk von Beteiligungen und Verpflichtungen die Übersicht zu behalten, wurden schon früh genaue Reglemente erstellt, welche die Modalitäten des Unterhaltes, des Heranführen des Wassers und die Verteilung der Wässerzeit festlegte. Trotzdem kam es recht häufig zu Streitigkeiten um das kostbare Nass.
Wässerwassertesseln mit der Einteilungsskala der verschiedenen Wasserrechte,
Quelle: Stebler
Wässerwassertässle
[Wassertesseln]
Unter Tesseln sind Holzstücke oder -stäbe zu verstehen, die mittels eingekerbter Zeichen juristische Tatsachen (z.B. Wasser-, Kuh-, Alprechte etc.) festhalten.Tesseln wurden aber auch benutzt, um Gemeinschaftspflichten festzuhalten oder um Abrechnungen zu erstellen.
Auf diesen Tesseln wurden die einzelnen Anrechte (teilweise pro Eigentümer und Wiese) genauestens notiert.
Quelle: F.G. Stebler
Wassercheer z'Üssärbärg
[Wasserkehr in Ausserberg]
aus:Ausserberg und sein Wasser. Zusammengestellt von Felix Schmid und seinen Schülern im Winter 1960 - 61. Zweite, erweiterte Auflage, 1981, Eigenverlag
Hüoterhüüsi beim Hüotertschuggo bei Visperterminen (VS, CH)
Wasserschlegel in der oberen Niiwen beim Hüoterhüüsi (Visperterminen, VS, CH)
Quelle: F.G. Stebler: Ob den Heidenreben)
Wasserschlegil
[Wasserschlägel]
Wasserschlegel: Holzhammer (vgl. Schlegil) der durch ein Wasserrad angetrieben auf ein Brett schlägt und damit weithin hallend anzeigt, das die Wasserleitung (Suon) in Betrieb ist. Der Wasserschlegel ist also, wenn man will im Gegensatz zur Sirene, ein negatives Alarmzeichen, steht er still, d.h. schlägt er nicht, ist Alarmzustand; dann ist die Wasserleitung unterbrochen und man muss sofort den Wächter (Wasserhieter) benachrichten und einen Reperaturtrupp (Chänilzug) losschicken.
Der Wassserhüter auf seinem Kontrollgang auf dem Niiwäärch (Ausserberg);
Quelle: Felix Schmid. Ausserberg und sein Wasser
Bewässern: Legende zum folgenden Gesamtbild
Üssärbärg und schiis Wassär
[Der Kampf eines Walliser Bergdorfs um sein Wasser zum Überleben
Wer mehr über das Thema Wasser, Bewässern und den Kampf ums Wasser efahren möchte, dem empfehle ich die im PDF beiliegende Schrift "Ausserberg und sein Wasser".