Büwwu
[Bauen]
Grundsätzlich kann man sagen, dass es das Walserhaus nicht gibt, zu unterschiedlich sind in den verschiedenen Walsergebieten die klimatischen Voraussetzungen.
Das Bauen richtet sich in der Regel nach den folgenden lokalen Gegebenheiten:
- Lebensweise
- Erbteilung
- Vorhandenes Baumaterial
Walserhaus 1721 Arezen, Versam, Safien (GR/CH)
Dorfgasse in Kippel
Büwwmaterial
[Baumaterial]
Spöttisch sagt man manchmal, das Walsergebiet sei eine "steinreiche" Gegend. Wörtlich genommen, trifft dies tatsächlich zu. Der wichtigste Baustoff ist der Stein. Man benutzte ihn für jegliche Form des Bauens: für Stütz- und Strebemauern beim Weg- und Strassenbau, für die Terrassierung der steilen Hänge (Äcker, Wiesen, Reben), für Sakral- und Präsentationsbauten, für die Fundamentierung der unterschiedlichsten Bauten und als Feuerschutz für den Küchenraum. Bauen mit Stein war aber anspruchsvoll und mühsam. Dazu kommt, dass das Wohnklima in reinen Steinhäusern recht unangenehm war, es sei denn, man baute die Räume mit Holztäfer aus. Das konnten sich aber die wenigsten leisten.
Sortiment von gebrannten Tonziegeln
Realteilig
[Realteilung]
Realteilung (historisch) oder auch Realerbteilungsrecht bedeutet, dass der Besitz einer Familie, insbesondere der Landbesitz, unter den Erbberechtigten real aufgeteilt wird, d.h. jedes Kind bekommt den gleichen Anteil des zur Verfügung stehenden Erbgutes. Diese Aufteilung findet bei jedem Erbgang statt, so dass die Anzahl von Kleinstparzellen mit der Zeit ansteigt.
Man spricht bei der Berglandwirtschaft der früheren Zeit auch von einer "Tragwirtschaft", praktisch alles wurde auf dem Rücken der Bergbewohner transportiert, deshalb versuchte man mit vielen Gebäuden möglichst kurze Transportwege zu erzielen. Hier zwei Mädchen mit dem traditionellen Rückentragkorb: der Tschifra. (Foto: R. In Albon)
Grundsätzlichs z Gebäude
[Grundsätzliches zu Gebäuden]
Die Bodenverhältnisse in den Bergdörfern bringen es mit sich, daß die Wirtschaftsgebäude nur in den seltensten Fällen mit dem Wohnhaus vereinigt sind.
Backofenwerkzeug:
(von links nach rechts) Ofenbesen (Ofubäso), Ofenlappen, Putzlappen, dann drei verschiednen Ofenkrücken (Schaber, Chratzer); Quelle: SDS
Grafik: Volmar Schmid
Grafik: Volmar Schmid
Skizze: Volmar Schmid
Mühle:
Aufbau und Bestandteile in Walliserdeutsch, Quelle, Volmar Schmid
Mili
[Mühle]
Eine Mühle (althochdeutsch muli; aus lat. molina beziehungsweise lat. molere = mahlen) ist ein Gerät, eine Maschine oder eine Anlage, um stückiges Aufgabematerial zu einem fein- oder feinstkörnigem Endprodukt zu zerkleinern. Daher ist oft außer einer Zerkleinerungsvorrichtung auch eine zur Größentrennung (Sieben, Sichten) vorhanden. Bei geringeren Anforderungen an den Feinheitsgrad des Endprodukts werden Brecher zur Zerkleinerung verwendet.
Querschnitt durch eine Stockmühle mit Korntrichter, Mahlwerk und Mehlkasten; Quelle: Josef M. Imhof
Stockmili
[Stockmühle]
Die heute noch sichtbare und 1984 restaurierte Stockmühle trägt am Gebäude zwar das Datum 1921, es gibt aber einen Vertrag zwischen der Gemeinde und dem Müller Josef Millacher aus dem Jahre 1744, eine Art Wuhrordnung, die beweist, dass damals dort schon eine Mühle stand.4)
Querschnitt durch eine Kammmühle; Quelle Josef M. Imhof
Mühlsteine
Alle Kaffeemühlen
befinden sich in einer Ausstellung als Simsdekoration im Café Guflina in Triesenberg (Li); Foto: Volmar Schmid
Säge von Reckingen
Die Dorfschmiede von Reckignen um 1950 gezeichnet von Hans Schmidt.
Schmitta
[Schmiede]
Die klassische handwerkliche Schmiede, wie sie früher in jedem Dorf anzutreffen war, ist mittlerweile fast völlig von der Bildfläche verschwunden. Wichtigster Einrichtungsteil ist die Esse, in der die entzündete Schmiedekohle (Fettkohle) zur Erwärmung des Werkstücks mit Hilfe eines Blasebalgs auf maximale Temperaturen von ca. 1250 °C gebracht wird. In manchen Schmieden wird die Esse auch mit Koks betrieben. Oberhalb der Feuerstelle befindet sich der Rauchfang, der als Abzug für giftigen Rauch und Funken dient.
Quelle: Hans Schmidt: Bsinnscht di nu?
Schmidu
[Schmieden]
Schmieden ist das spanlose Druckumformen von Metallen zwischen zwei Werkzeugen durch Querschnittsveränderung oberhalb der Rekristallisationstemperatur (Warmumformen) oder unterhalb der Rekristallisationstemperatur (Kaltumformen). Vorteile sind geringer Materialverlust im Gegensatz zur spanenden Bearbeitung, nachteilig die geringere Genauigkeit. Das heutzutage fast ausgestorbene Handwerk des Schmiedens wird von einem Schmied betrieben. Früher arbeitete der Schmied mit Hammer, Amboss und Steinkohlen-Esse. (vgl. Wikipedia)
Für jede Form braucht es einen speziellen Schmiedehammer;
Quelle: Hans Schmidt: Bsinnscht di nu?
Schmithämmer
[Schmiedehämmer]
Der Schmiedehammer ist das Bearbeitungswerkzeug des Schmieds, mit dessen Hilfe er das erhitzte Metall bearbeitet. Man unterscheidet Zuschlag-, Kreuzschlag- und Vorschlaghämmer. Die grobe Bearbeitung geschieht mit einem zweihändigen Hammer (manchmal im Takt zu zweit) die Feinbearbeitung geschieht mit den verschiedenen Handhämmern.
Mit der Feuerzange wird das zu bearbeitende Material festgehalten;
Quelle: Schmidt Hans: Bsinnscht di nu?
Fiirzange
[Feuerzangen]
Je nach Materialbeschaffenheit braucht der Schmied verschiedene Feuerzangen. Mit der Feuerzange kann er einerseits das Eisen in der Esse auf die richtige Temperatur rundum und an der richtigen Stelle glühend heizen und anderseits das zu bearbeitende Material auf dem Amboss festhalten.
Die Feldschmiede
wurde vor allem von Hufschmieden oder für Störarbeiten und Reperaturen verwendet; Quelle: Hans Schmidt: Bsinnscht di nu?
Bohrmaschine und Blechschere
Quelle: Hans Schmidt: Bsinnscht di nu?
Stallscheune, Grafik: Volmar Schmid
Grunsriss eines gewöhnlichen Kuhstalls
Grafik: Volmar Schmid
Ripputiri, Rippentüre
Quelle: Volmar Schmid
Brigi, Läger, Gläger
[Viehläger]
Viehläger; vgl. Brigi, Gläger, Läger; Stallbett: Lagerstelle der Kühe; bestehend entweder aus Erde oder mit Steinen gepflastert, aus starken Holzbrettern oder aus Steinplatten; es neigt sich leicht gegen den Mittelgang hin, damit die Jauche nach dem Graben abfliessen kann. Für die Kühe wurde das Bett mit Streu, Strewwi, oder Nadeln, Chriss, belegt.
Abteil, Viehhaltebox
Abteil, Teil des Viehlägers; vgl. Schroota; grundsätzlich wird dieses Wort wie im Hochdeutsch verwendet und bezeichnet:
Löufstall
[Laufstall]
Löüfstall: der Laufstall ist ein Begriff aus der Landwirtschaft, speziell der Milchviehhaltung und bezeichnet einen Stall, in dem sich die Nutztiere relativ frei bewegen können. Viele landwirtschaftlichen Betriebe wechseln von der Anbindehaltung zur Laufstallhaltung. Diese ist tierfreundlicher und bei größeren Beständen effizienter. Die Tiere können sich im Stall frei bewegen.
Stallscheune, Aufriss, Grafik: Volmar Schmid
Walliserhüüs
[Walliserhaus]
Ausserhalb der Städte, in denen seit dem Ende des Mittelalters die Steinbauten häufiger wurden, und ausserhalb einiger linksufriger Seitentäler mit stark italienisch beeinflusster Bauweise (Entremont und Bagnes, Simplon) besteht das häufigste Walliserhaus aus Stein und Holz. Das Ausmass der Bauten und ihr Verhältnis zueinander wird gewissermassen von der in der betreffenden Gegend erhältlichen Balkenlänge bestimmt. Die Bauformen und -regeln hängen so letztlich von der Länge der Baumstämme ab.
Walliser Heidenhaus (16. Jh.) Foto: Volmar Schmid
Heidenhaus im Goms.
Das markanteste Merkmal des Heidenhauses ist der Giebelbalken (meist ein Kreuz eingeschnitzt), der die First stützt. Quelle: Kulturweg Münster
Obergommer Hüüs
[Obergommer Haus]
Das Obergommer Haus ist ein hochwandiger Blockbau mit flachem Satteldach und ursprünglich kleinen Fensteröffnungen.Die Schmuckelemente am Äussern beschränken sich auf waagrechte Zierfriese ober- und unterhalb der Fensterreihen sowie auf die Dachträger und Vorschutzkonsolen (Vorschutz = vorstehendes Holzwerk).
Walserhaus aus Graubünden (CH)
Stallgrundriss mit Kälberkoben; Chalberchromo;
Grafik: Volmar Schmid
Jeder Schafbesitzer hat seinen eigen Pferch (Färrich, Familifärrich);
Quelle: Rudolf Kronig
Färrich
[Pferch]
In vielen Gemeinden bestehen Schafspferche, in denen die Tiere im Herbst zusammengetrieben werden und auf die einzelnen Besitzer aufgeteilt werden. Hierfür sind die aus Holz oder Steinen errichteten Pferche in meist unterschiedlich große Segmente unterteilt; vgl. auch Chromo = Viehgehe im Inner eines Gebäudes
Äbihooch, Lawinenschutz; Stochalpersuste am Simplon;
Foto: Volmar Schmid
Historsiche Bedachungsmaterialien im Oberwallis;
Quelle: Flückiger, S. 155
Dachgiebel;
Grafik: Volmar Schmid
Dachgiebel: die wichtigsten Elemente; Grafik: Volmar Schmid
Eckverkämmte Balken bilden das typische "Gwätt"
Querschnitt eines Stallgrabens,
Grafik: Volmar Schmid
Laubenaufgang in Glis (VS, CH)
Foto: Volmar Schmid
Trockenmauer
Stadelbein mit Mäuseplatte
Ried-Brig (VS, CH); die Foto lässt gut erkennen, wie der senkrechte Holzpfosten des Fusses in einem mächtigen Blockrahmen verankert wird. Die Mäuseplatte ist fast immer aus einer ca. ein Meter Durchmesser grossen Granitplatte. Foto: Volmar Schmid
Wandfriese und ihre Altersbestimmung
Quelle: Ruppen: Kunstdenkmäler des Kanton Wallis. Bd. I +II, Birkhäuserverlag, Basel 1979, S. XII, XIII